Digitale aktive Therapie auf dem Vormarsch

Befeuert durch die Coronakrise erlebt der Digitalisierungsprozess einen Boom. Davon profitiert auch die digitale aktive Therapie. Viele Angebote mit professioneller Begleitung gelten als sinnvoll. Andere medizinische Tools sind jedoch nur bedingt zu empfehlen.

Pillen oder Push-ups? Prinzipiell haben Bewegung und körperliche Trainingstherapien, so die Auswertung vieler Studien, wenig Nebenwirkungen. Sie helfen bei chronischen Erkrankungen wie Depression, bei Hüft- sowie Kniegelenkarthrose und Rückenschmerzen. Wenn es überhaupt zu Begleiterscheinungen kommt, sind diese – anders als bei manchen Medikamenten – weniger schwerwiegend. Doch während der Corona-Pandemie war der Besuch bei einem Physiotherapeuten teilweise nicht möglich. Was also tun, um trotzdem in Bewegung zu bleiben?

Die stark gestiegene Akzeptanz von Medical Apps und Telemedizin hat dazu geführt, dass Menschen außerhalb von Praxen und ohne Physiotherapeuten anfangen, selbständig zu trainieren. Längst finden Instrumente aus der Welt der Computerspieler den Weg in die digitale Gesundheitsversorgung. So experimentierte ein junges Team der Uniklinik Tübingen mit einer Virtual-Reality-Brille. Zusammen mit einer App soll sie Schlaganfall-Patienten, die unter einer halbseitigen Lähmung leiden, im Alltag helfen. Das Ziel ist, sich in der künstlichen Welt zu bewegen und spielerisch zu lernen, verlorene Muskelpartien wieder anzusteuern.

Viel Zuspruch für Telemedizin

Zugegeben, das klingt alles noch ein wenig nach Science-Fiction. Aber in den nächsten Jahren wird der Markt für digitale aktive Therapie und Medizin noch mehr Möglichkeiten bieten. Patienten und Kunden fordern bereits die Ausweitung digitaler Angebote bei gleichzeitiger Einhaltung ihres Datenschutzes. Gesetzgeber wiederum nehmen mit eigenen Initiativen wie dem E-Health-Gesetz zusätzlichen Einfluss auf die Branche. Die Coronakrise gilt als ein großer Treiber der Telemedizin. So stieg laut der Bitkom-Studie „Digital Health 2020” zwischen Mai 2019 und Juli 2020 der Anteil der Patienten, die eine Video-Sprechstunde in Anspruch genommen hatten, von 5 % auf 13 %. Der Anteil derer, die sich vorstellen konnten, eine Video-Sprechstunde in Anspruch zu nehmen, stieg dabei von 30 % auf 45 %. Und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie schätzt in einer aktuellen Studie das Marktpotenzial telemedizinischer Anwendungen im Jahr 2030 zwischen 1,4 und 3,6 Milliarden Euro ein.

Begleitende Reha im digitalen Raum

Die Physiotherapie der Zukunft wird also deutlich digitaler. Eine kürzlich im Journal of Medical Internet Research (JMIR) veröffentlichte Studie ergab, dass die Schmerzen der Teilnehmer, die das digitale Bewegungstherapieprogramm des US-Start-up Hinge Health nutzten, um mehr als zwei Drittel abnahmen. Systeme wie diese unterstützen einen patientenzentrierten Behandlungsansatz, bringen Menschen in Bewegung und verhindern auch Folgeerkrankungen. Doch digitale Rehabilitation ohne professionelle Begleitung durch Physiotherapeuten ist wenig zielführend. Dafür sind die Bedürfnisse der Anwender zu individuell. Therapie-Assistenzsystem wie YOLii schließen diese Lücke. YOLii digitalisiert vorhandene oder neue Therapiegeräte, medizinische Gewichtsplattengeräte sowie funktionelles und freies Training. Alles in enger Abstimmung mit dem Physiotherapeuten. Damit wächst das Aufgabengebiet und die Verantwortung des Therapeuten – zeitgleich aber auch die Eigenverantwortung der Patienten.

Ein starkes Team: Physiotherapeut und digitale aktive Therapie

Therapeuten leiten Patienten an, wie sie digitale Systeme benutzen und ein darauf gestütztes Heimtraining durchführen können. YOLii wurde für eine leitlinienkonforme, evidenzbasierte Physiotherapie entwickelt. Mit ihren Funktionen kann sie ein wesentlicher Bestandteil der Versorgung und zukünftigen Telematikinfrastruktur im 1. Gesundheitsmarkt sein. Besonders wegen des Fachkräftemangels und einer wachsenden Anzahl an Patienten ist die Telemedizin ein boomender Markt. Dabei sollte die digitale aktive Therapie jedoch immer in ein Gesamtkonzept eingebunden sein. Therapieerfolge lassen sich nur dann erreichen, wenn das Training in der Praxis und zu Hause aufeinander abgestimmt werden. Denn Motivation und Inspiration sind nichts, was allein durch bunte Apps, Bits und Bytes beschleunigt würde. Im schlimmsten Fall führen Gesundheits-Apps ohne professionelle Begleitung zu Verschlechterung der Situation. Es benötigt medizinische Expertise und die Kommunikation mit dem Physiotherapeuten. So gelingt eine digitale aktive Therapie.